Prinzipien des Dao Yoga
Das Dao ist durch einen steten Wechsel von zwei Naturzuständen, die als Yin und Yang bezeichnet werden, gekennzeichnet. Yin ist in seiner Reinform das Stadium der Ruhe, das in einem gesunden Organ die Erholung des Körpers möglich macht und auf diesem Weg Energie speichern kann. Yin steht auch für einen gesunden Aufbau der Organe, der die notwendige Voraussetzung für ein funktionierendes Organ darstellt. Yang steht für die körperliche und geistige Bewegung mit gleichzeitiger Freisetzung von Energie für die Auseinandersetzung mit der Umwelt. Die Zustände von Yin und Yang sind nicht als Gegensätze zu verstehen sondern als unterschiedliche Ausdrucksformen einer universellen Energie. Sie kommen in Lebewesen immer gleichzeitig vor, jedoch in unterschiedlichen Anteilen.
Im klassischen Yoga wird schwerpunktmäßig mit starken Dehnungen und Körperdrehungen trainiert, die häufig das Ziel haben eine bestimmte Position zu erreichen. Diese Positionen sind für viele Patienten schwer zu erlernen. Im Gegensatz zum Dao Yoga ist das Kai Men Yoga nicht durch das Ergebnis der Bewegung, also eine bestimmte Position, gekennzeichnet, stattdessen steht die Durchführung der Bewegung im Vordergrund. Durch die langsamen Bewegungen beim Kai Men Yoga wird die Halte- und Stützmotorik trainiert und das Wachstum von neuen Gefäßen stimuliert. Bei jedem Bewegungsablauf ergänzen sich die Wahrnehmung der sichtbaren Bewegung und das gleichzeitige Erleben von Zuständen der Spannung und Entspannung (Yang und Yin) im Körperinneren. Unterstützt wird die Wahrnehmung von Yin und Yang durch die Kopplung der Bewegung an das Einatmen bzw. Ausatmen. Ein bestimmter Bewegungsablauf wird viermal wiederholt. Nach diesen Wiederholungen schließ t sich immer eine kurze Bewegungspause an, um die körperlichen Wirkungen und Mobilisierungen von innerer Energie besser wahrnehmen zu können. Für das Erleben dieser starken inneren Energiezustände wird gerne ein bestimmter Begriff genutzt, das sogenannt Qi. Das Qi kann nach einer gewissen Trainingszeit im Körper nicht nur wahrgenommen werden, sondern auch gezielt eingesetzt werden, um die Wirkung einer Übung zu verstärken. So sind beispielsweise auch die unglaublichen körperlichen Leistungen der Shaolin-Mönche zu erklären.
Für den medizinisch interessierten Leser fallen die Parallelen von Yin und Yang mit den zwei Systemen des vegetativen Nervensystems auf, dem Parasympathikus und dem Sympathikus. Und tatsächlich findet sich Yin in der medizinischen Wissenschaft in den Funktionen des Parasympathikus wieder und Yang entspricht dem Sympathikus. Es wird daher nicht überraschen, dass die Übungen im Kai Men Yoga und Dao Yin Qigong, die dem Yin zugeordnet werden, den Parasympathikus aktivieren während die Yang Übungen auf den Sympathikus wirken. Natürlich gibt es auch Übungen, die sowohl den Parasympathikus als auch den Sympathikus aktivieren.